Celeste Ng Kleine Feuer überall
Rezension

Celeste Ng: Kleine Feuer überall

Worum geht es?

Die Geschichte beginnt mit mit dem dramatischen Ende: Das Haus der Richardsons brennt. Und wir erfahren dann welche Ereignisse dazu geführt haben. Das Leben von Elena Richardson beginnt (zunächst nur ein klein wenig) aus den Fugen zu geraten als die alleinerziehende Künstlerin Mia in die wohlgeordnete Nachbarschaft von Shaker Heights zieht …

Klappentext:
Es brennt! In jedem der Schlafzimmer hat jemand Feuer gelegt. Fassungslos steht Elena Richardson im Bademantel und den Tennisschuhen ihres Sohnes draußen auf dem Rasen und starrt in die Flammen. Ihr ganzes Leben lang hatte sie die Erfahrung gemacht, »dass Leidenschaft so gefährlich ist wie Feuer«. Deshalb passte sie so gut nach Shaker Heights, den wohlhabenden Vorort von Cleveland, Ohio, in dem der Außenanstrich der Häuser ebenso geregelt ist wie das Alltagsleben seiner Bewohner. Ihr Mann ist Partner einer Anwaltskanzlei, sie selbst schreibt Kolumnen für die Lokalzeitung, die vier halbwüchsigen Kinder sind bis auf das jüngste, Isabel, wohlgeraten. Doch es brennt. Elenas scheinbar unanfechtbares Idyll – alles Asche und Rauch?

Wie kann ich mich zu diesem Buch sortieren?

Obwohl ich die Serie schon kannte, hat es mich nahezu überwältigt. Ich habe die Serie an einem Wochenende durchgekuckt und das Buch jetzt eine Woche später auch an nur zwei Tagen gelesen. (Normalerweise lese ich deutlich langsamer …) Ich komme also um einen Vergleich von Buch und Serie gar nicht herum. Zunächst: beide haben mir richtig gut gefallen. In der Serie wurde das Buch sehr gut umgesetzt – eine gelungene Verfilmung.

Auf den ersten Seiten des Buches fand die allwissende Erzählerperspektive etwas gewöhnungsbedürftig. Aber ehe es anfing, mich zu nerven, hatte ich mich glücklicherweise daran gewöhnt. Celeste Ng schafft es sehr gut, dass man sich in kurzen Episoden in viele verschiedene Charaktere hineinversetzen kann. Bei jedem bekommt man einen Einblick in die Gedankenwelt. Es sind sehr viele Charaktere, aber nur wenige Orte. Eigentlich wird es eingeklammert durch die beiden Häuser, das der Richardsons und das von Mia und Pearl.

Im Buch sind für mich die Fronten klarer als in der Serie – das geschieht dadurch, dass immer von Mrs. Richardson die Rede ist. Sie ist im Buch irgendwie „die Böse“. Auch wenn sie natürlich nicht böse ist. Sie meint es gut und sie will immer alles richtig machen. In der Serie ist sie Elena. Sie und ihr Gegenpart Mia sind in der Serie ambivalenter.

Es interessierte sie [Mia] nicht, stellte Mrs Richardson fest, was andere von ihr dachten. In gewisser Weise machte sie das gefährlich.

In der Serie ist es so, dass Elena ihr viertes Kind erst nicht wollte. Sie wird ungeplant schwanger und will eigentlich eine Abtreibung. Doch ihr Mann und ihre Mutter reden ihr das aus. Es macht ihre Figur verletzbar, aber man versteht sie auch besser: Warum sie so geworden ist, wie sie ist. Und auch das wird deutlicher: Sie war noch nicht immer solch ein Kontrollfreak. Das macht sie etwas sympatischer – das fehlte mir im Buch. Gleichzeitig ist Mias Figur in der Serie etwas weniger zugänglich. Sie wirkt die meiste Zeit etwas mürrisch und lächelt selten. Im Buch wirkt sie freundlicher.

Es geht im Grunde darum, wie bestimmte Entscheidungen unser weiteres Leben beeinflussen – Entscheidungen, die uns gar nicht so groß erscheinen und deren Folgen wir unmöglich komplett abschätzen können. Es geht um verschiedene Wege zur Mutterschaft, die für keine leicht sind. Wer kann schon nachvollziehen, wann für eine Frau ein guter Zeitpunkt ist, um Mutter zu werden? Ist sie zu jung? Zu alt? Zu arm? Zu unorganisiert? Wie schwer muss es sein, das eigene Kind wegzugeben? Und wie schwer kann es sein, ein Kind bei sich zu behalten? Das sind sehr große Fragen, aber die Geschichte zeigt, dass es nie so einfach ist wie es von außen wirkt. Das wichtigste ist Geduld und Verständnis für einander. Leider fehlt genau das oft und wir glauben nur allzu gern an Klischees oder Vorurteile.

5/5 Ich fand Buch und Serie sehr gut
Für beides eine ganz klare Empfehlung. Ich hoffe, es wird für die Serie eine weitere Staffel geben. Es bleiben doch viele Fragen offen und es gäbe viele Anknüpfungspunkte, die Geschichte weiterzuerzählen.

Für dich vielleicht ebenfalls interessant …