Ronya Othmann: Die Sommer 📖
Dieses Buch hat mich viel mehr mitgenommen als ich gedacht hätte. Zunächst ist es mir sehr schwer gefallen, in die Geschichte hinein zu finden. Und jetzt fällt es mir seit Tagen schwer, meine Gedanken dazu zu sortieren.
Worum geht’s?
Es geht um Leyla, die die Sommer ihrer Kindheit bei den kurdischen Großeltern verbringt in einem winzigen Dorf im Nordosten Syriens fast in Sichtweite zur türkischen Grenze. Bis dort 2011 der Bürgerkrieg ausbricht und es einfach zu gefährlich ist. Fassungslos verfolgt sie vor dem Fernseher, was dort geschieht und in welcher Gefahr die Familie schwebt. Wie kann sie einfach ganz normal weiter leben – angesichts dessen? Das ist die zentrale Frage im zweiten Teil des Buches.
Wie fand ich es?
Zunächst mal ist dieses Buch äußerlich, haptisch wunderschön 😍 Inhaltlich ist es emotional sehr fordernd. Die Kindheitserinnerungen an die Sommer entfalten ihre ganz eigene Schönheit – fast wie eine Märchenwelt. Der erste Teil ist eine Geschichte vom Erinnern und Vergessen. Die Sehnsucht und Erinnerung an ein Land, dass es nicht (mehr) gibt – das konnte ich gut nachfühlen.
Die Sprache ist sehr klar und unaufgeregt und das wird auch beibehalten als es inhaltlich sehr aufregend wird im zweiten Teil. Dabei hat mich einmal mehr sehr schockiert, was Menschen bereit sind, anderen Menschen anzutun. Die Beschreibungen der Flucht, die Zuhausegebliebenen, die im Grunde ihr Leben pausieren, das ist mehr als traurig.
Wie kann man einfach so weiterleben, wenn man weiß, was im gleichen Moment anderen Schlimmes passiert?
Das ist ein sehr gutes und sehr wichtiges Buch, das ich einfach nur jedem empfehlen kann. Zudem fand ich es spannend, dass die Autorin heute in meiner Stadt – in Leipzig – lebt. Als es dann bei @maedelsdielesen als Buch für den Januar gewählt wurde, war die Sache klar für mich.
Ich hatte mir für dieses Jahr vorgenommen, diverser zu lesen und das wird hier definitiv erfüllt.
